Reisen des St. Martin unglaublich

Reise des St. Martin Alice Kilimann Texterin

Was haben die Reisen des St. Martin mit Kindern zu tun? Wenn du still und aufmerksam bist, hörst du es: „Ich geh‘ mit meiner Laterne und meine Laterne mit mir…“ Helle Kinderstimmen, die in die erleuchteten Wohnungen und Häuser dringen und die Herzen erfreuen.

Was hat Reisen mit St. Martin zu tun?

An den Fenstern laufen singend und kichernd Kindergartenkinder und Grundschüler mit ihren Eltern und selbstgebastelten Laternen vorbei. Sonnen, Drachen, Micky Mäuse oder auch der ein oder andere Fußball, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So oder so ähnlich wird jedes Jahr am 11. November überregional der Martinsumzug begangen. Reist man durch Deutschland, findet man in unterschiedlichen Regionen unterschiedliche Bräuche.

 An diesem Tag wird St. Martin geehrt. Das helle Leuchten der Laternen soll die frohe Botschaft Martins verkünden. Reist man in den Süden und Westen Deutschlands wird der Martinsumzug sogar ein bisschen größer und festlicher aufgezogen.

Auf einem Pferd reitet vorneweg ein Reiter, der mit einem roten Mantel bekleidet ist. Der Martinstag ist kein Feiertag im eigentlichen Sinn und wird dennoch gefeiert. Doch warum eigentlich?

In einer kalten Winternacht in Frankreich geboren…..

Martin von Tours, der 316 n. Chr. geboren wurde, war ein römischer Soldat. Der Legende nach begegnete er in einer bitterkalten Winternacht während einer Reise einem Bettler, der nichts Warmes am Leibe trug. Mit einem Schwert schnitt der edelmütige Martin daraufhin seinen roten Mantel in zwei Hälften und gab dem frierenden Mann eine davon. So konnte er seinen Weg fortsetzen.

Schon in der folgenden Nacht erschien ihm Jesus Christus im Traum und bedankte sich für die gute Tat. Nach diesem Ereignis fasste Martin den Entschluss, den Beruf des Soldaten aufzugeben, sich taufen zu lassen und Priester zu werden. Als im französischen Ort Tours ein Bischof gebraucht wurde, kam den Menschen sofort Martin in den Sinn, da er in den Augen der Stadtbewohner der Inbegriff von Nächstenliebe war. Er reiste sofort dorthin und übernahm die ehrenvolle Aufgabe.

Martin galt als sehr bescheiden. Aus diesem Grund soll er sich nach seiner Bischofsweihung, um der großen öffentlichen Aufmerksamkeit zu entfliehen, in einem Gänsestall versteckt haben. Anstatt den Schnabel zu halten, verriet das Federvieh Martin durch ihr lautes Schnattern. 

Süße regionale Martinsspeisen

In einer Variante der Martinsgeschichte, sollen die Gänse zur Strafe für ihren Verrat gebraten und gegessen worden sein. In Süddeutschland ist es daher Brauch, kleine Hefegänse, sogenannte Martinsgänse, zu backen. Und dies sind nicht die einzigen Leckereien zu Ehren St. Martins.

Die Kinder in Westfalen bekommen Stutenkerle mit Pfeife, die es in anderen Orten eher zum Nikolaustag gibt. Rheinländer bezeichnen diesen kleinen Hefemann auch als Weckmännchen. Die Pfeife soll den Bischofstab St. Martins symbolisieren.

Im Ruhegebiet, in Westfalen und im Sauerland kann man sich zudem Hefehörnchen und Martinsbrezeln schmecken lassen (Extra: Ein leckeres Rezept für Dinkelvollkornbrezel, welche du mit ein bisschen CBD-Öl verfeinern kannst, findest du am Ende des Textes.). Zugegeben, so viel Süßes entspricht nicht gerade dem Idealbild der gesunden Ernährung, macht aber umso mehr Spaß.

Stolzer Namensgeber St. Martin

St. Martin ist auch der Name eines wunderschönen kleinen Ortes an der Südlichen Weinstraße des Bundeslandes Rheinlandpfalz. Die Feierlichkeiten der 1800-Seelen-Gemeinde zu Ehren ihres Namensgebers sind dennoch beachtlich, ziehen sie doch jedes Jahr Tausende Besucherinnen aus allen Regionen des Landes an.

Die Pfalz ist nach Rheinhessen das größte Weinanbaugebiet. Daher liegt es nah, am Martinstag ein Weinfest zu veranstalten. Außerdem ist es üblich, dass die Reiterhöfe der Umgebung ihre Pferde mit nach Sankt Martin nehmen, um sie vom Pfarrer segnen zu lassen.

Am Abend findet das traditionelle Martinsspiel statt, welches von der ortsansässigen Theatergruppe aufgeführt wird. Zum Ende des Stücks lost die Truppe elf Gänseessen aus.

Wer möchte, kann sich zum „Made“, dem Martinslauf, anmelden. Die Laufstrecke führt durch den historischen Ortskern von Sankt Martin und zieht sich über 7,2 Kilometer. Jüngere Teilnehmer: innen laufen eine kürzere Strecke zwischen 1,2 und 2,4 Kilometern.

Seit 2016 organisiert die Gemeinde Sankt Martin die Martinstafel. Besucher: innen bringen ihr eigenes Geschirr und Besteck mit. Selbstgemachte Speisen und Getränke werden im Ortskern auf aufgebauten Tischen abgestellt, sodass alle gemeinsam miteinander essen können.

Diese Geste des Teilens soll die Eigenschaft symbolisieren, für die Martin von Tours bekannt war: Nächstenliebe und Hilfe für die, die sich nicht selbst helfen können. Eine Statue des heiligen St. Martin, welche aus Holz angefertigt wurde, wird nach dem Gottesdienst von einem Weingut zum nächsten getragen, wo es ein Jahr stehenbleiben soll.  Die Winzer lassen die Holzstatue Jahr für Jahr wandern, um traditionell ihre Weingüter vor einer schlechten Ernte zu beschützen.

Du fragst dich bestimmt, ob das Martinsfest nur in Deutschland gefeiert wird. Tatsächlich finden auch in Österreich und Polen Martinsfeste statt. Die Niederlande, Dänemark, Großbritannien und Irland ehren ebenso den Mann in Rot.

Lediglich in Frankreich verliert dieses Brauchtum immer mehr an Bedeutung. Nicht nur für Bettler: innen gilt St. Martin seit damals als Patron, ebenso gehören Soldat: innen, Winzer: innen, Weber: innen, Schneider: innen und Haustiere dazu. Über Geächtete und Kriegsverweigerer soll er auch dem Glauben nach seine schützenden Hände halten.

Martin von Tours verstarb am 8. November 397 im, für damalige Zeiten stattlichen, Alter von 81 Jahren und wurde drei Tage später begraben. So ist der 11. November nicht der Tag, an dem er dem armen Bettler die Hälfte seines Mantels schenkte, sondern das Datum seiner Beerdigung.

Als kleines Extra gibt es hier ein Rezept für gesunde Martinsbrezeln

Brezeln
Brezel zum Martinsfest

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