Unglaublich Reise Teil 3: Kühlungsborn

Reise Kühlungsborn Texterin Alice Kilimann

Während der Reise schaute ich schon in unserer Stellplatzapp nach, wo ein Stellplatz ist. Hmmmmm in Kühlungsborn direkt gibt es nur einen Campingplatz – die meiden wir aber wenn es irgend geht. Etwas außerhalb war ein Stellplatz: „Sanddornstrand Wohnmobilstellplatz“ hieß das gute Stück. Wieder ohne Sanitäre Anlagen, dieses Mal sogar ohne Toilette. Egal, wir hatten alles dabei. Auch Wasser frisch aufgefüllt und Abwassertank leer. Zum Glück, weil Wasser hätten wir per Gießkanne holen müssen und Abwasser per Eimer entsorgen, zum Anfahren gibt es auf dem Platz auch nichts. Nur die Bordtoilette kann dort entsorgt werden. Stört uns alles nicht, ein oder zwei Nächte schaffen wir ohne Wasser auffüllen zu müssen. Also haben wir den Platz angesteuert.

Unterwegs sagte Uwe wieder was von „Schwimmen“ beim Fahren. Erst mal ignorieren war die Devise.

Erster Tag

Am Platz angekommen, empfing uns ein recht unfreundlicher Platzwart – es war kurz vor sechs und er hatte sein Häuschen schon abgeschlossen. Na ja, er ließ uns noch rein. Wir zahlten für zwei Nächte – so schön war der Platz nicht, aber unter den Bäumen, fast an der Ostsee ließ es ich bestimmt gut aushalten.

Gebühr bezahlt, Platz gesucht – es waren noch einige frei, war ja auch erst Dienstag. Übermorgen war also der letzte Tag zum Weiterreisen, wenn wir nicht ins Wochenendgetümmel kommen wollten und die Stellplatzsuche unmöglich würde. So dachten wir jedenfalls.

Eingeparkt, Uwe wieder draußen Tisch und Stühle aufgestellt und Markise ausgefahren, Wickies Plätzchen bereitet – und dann ruft er: „Schatz, kommst du mal?“

Mit Fragezeichen in den Augen ging ich raus – hatte gerade unser Vesper vorbereitet. Ihr erinnert euch, es sollte frischen Käse, Spreewaldgurken und Brötchen geben.

Der Reifen war platt – und zwar komplett. Und das nach 20 Km Fahrt. Also war er wohl kaputt. Mist.

Was tun? Naja, wir sind ja im ADAC. Sollte kein Problem sein, dass die uns einen neuen Reifen bringen, damit unsere Reise übermorgen weiter gehen kann. So dachten wir jedenfalls. Immerhin hatten wir den ADAC noch nie gebraucht bei unseren Reisen.

Das Telefonat mit dem ADAC war aber sehr unerfreulich. Die dürfen das nicht, einfach einen Reifen bringen. Die müssen uns abschleppen bis zur nächsten Werkstatt. Alles Bitten half nichts, auch dass wir den Reifen selbst bezahlen und aufziehen und alles – nö. Unbegreiflich, weil ein 7,4 m langes Wohnmobil abschleppen, ist mit Sicherheit viel teurer als einen Reifen besorgen und vorbeibringen. Und – wo hätten wir übernachten sollen? Im Hotel? Es gibt weder Koffer noch sonst was im WOMO – braucht kein Mensch. Normalerweise. Ganz abgesehen von den Kosten.

Wir haben erst mal dankend abgelehnt. Kurz nachgedacht und dann die nächste Idee – im Internet nach einem Reifenhändler oder einer Werkstatt in der Nähe suchen.

Gesagt, getan. Und siehe da, es gab eine Reifenreparaturwerkstatt keine 15 Km entfernt. Dort haben wir angerufen, und welch Glück, die waren sogar noch da. Aber nur weil ein Taxidienst dabei war und das Telefon dadurch besetzt war. Problem geschildert. Morgen früh um 8.00 Uhr sollen wir gleich anrufen. Sollten sich unsere Reisepläne doch noch zwangsläufig ändern?

Zweiter Tag

Nach einer ungemütlichen Nacht, das Wohnmobil stand schief, nur auf den Kurbelstützen auf der einen Seite und der Felge, standen wir früh auf. Fünf nach acht riefen wir wieder die Werkstatt an – der junge Mann am Telefon wusste schon Bescheid. Der Taxisdienst hatte ihm schon alles erzählt. Er wollte die Reifengröße wissen.

Durchgegeben – „den haben wir nicht auf Lager, müssen wir bestellen – kommt erst morgen Mittag. Es kommt aber noch jemand vorbei zum Schauen. Wir bringen auch ein paar große Wagenheber mit“.

Na ja, hörte sich gut an. Und die denken mit. Kaum eine halbe Stunde später stand ein junger Bengel da, schaute, baute uns das Rad ab und nahm es mit. Nicht ohne das WOMO mit einigen Stützen zu sichern, damit es nicht zur Seite kippte, wenn wir darin schlafen.

Reifenpanne auf unserer Reise Alice Kilimann Texterin
Reifenpanne bei Kühlungsborn
Reise Reifenpanne 2 Alice Kilimann Texterin
Reifenpanne bei Kühlungsborn

„Bin morgen Mittag wieder da“ rief er noch und weg war er. Wir machten gute Miene zum bösen Spiel – was halfs? Eine Wanderung an der Ostsee bis nach Kühlungsborn machte den Kopf frei. Wickie genoss den Spaziergang und wir einen schönen Cappuccino im Kaffee am Strand. Ein Bummel durch Kühlungsborn bewies uns, dass das schon eine „mondäne“ Kleinstadt ist – mit den entsprechenden Preisen.

Sowohl Essen gehen als auch Klamotten sind extrem teuer. Die Strandpromenade ist wunderschön, da gibt’s nix zu meckern. Nach zwei Stunden kam der Rückweg. Heute planten wir zu kochen, kann sich ja keiner leisten, bei den vielen Reisen immer Essen zu gehen. Außerdem riss die Reifenpanne bestimmt ein großes Loch in unsere Urlaubskasse.

Schön gekocht, ungefähr 100-mal allen anderen Wohnmobilisten erzählt, was passiert war, warum wir ohne Reifen dastanden, Einige dachten, Diebe hätten uns den Reifen gestohlen. Hätte mich gewundert, wenn die das so ordentlich mit aufgebockt lassen und so machen. Mit zwei Pärchen saßen wir noch sehr lange zusammen und haben uns gut unterhalten.

Nach ein paar Cola Bacardi bzw. Wodka O konnten wir hervorragend schlafen.

Dritter Tag

Vormittags machten wir eine Radtour, die erste Woche unseres Urlaubs war vorbei. Mittags, nach dem Reifenwechsel, wollten wir weiterfahren und uns einen schönen Platz suchen übers Wochenende. Es war ja schon Donnerstag geworden – freitags kommen immer die ganzen Wochenendausflügler dazu und es wird schwierig einen Stellplatz zu finden. So war der Plan.

Pünktlich um 12 Uhr kam der junge Bengel wieder. Ohne Reifen. „Keine Angst, er kommt die nächste halbe Stunde“ sagte er. Ich wollte sie mitnehmen in die Werkstatt zum Bezahlen. Dann bring ich sie mit dem Reifen zurück.

OK, Uwe fuhr mit, unterwegs bei der Bank anhalten, denn Kartenzahlung ging in der Werkstatt nicht, und dann weiter.

Nach zwei Stunden waren die beiden wieder da- ohne Reifen. Problem: es war nicht nur der Reifen kaputt, sondern auch die Felge – die hatten sie in der Größe nicht da und kommt erst morgen. Die Felge war wohl gerissen – das hätten die in der Werkstatt so auch noch nie gesehen. Materialfehler? Müßig, darüber nachzudenken.

Oh je, jetzt mussten wir hier noch eine Nacht mit abmontierten Reifen bleiben. Und die Weiterreise war auf einen Freitag! Aber half ja nix – so kamen wir nicht weiter.

Wieder gekocht – ich glaube es gab Spaghetti. Hatte ich schon erwähnt, dass uns keine einzige Mücke ärgerte? Nein? Doch, eben gerade. Eine Herrlichkeit, draußen zu sitzen und ein Bierchen zu trinken und nicht gestochen zu werden.

Trotzdem gab es noch was Doofes – dadurch, dass wir nun länger bleiben mussten als geplant, mussten wir Abwasser wegtragen. Eimerweise. Wir hatten ja geduscht. Und Frischwasser holen mit der Gießkanne. Wir hatten ja geduscht und abgewaschen und waren auf Toilette und und und ……

Also, noch mal richtig arbeiten im Urlaub – grins. Nach einigen Malen hin und her gehen zwischen Wasserhahn, Abwasserausguss und Wohnmobil war es geschafft und das Bier schmeckte jetzt besonders gut.

Vierter Tag

Gegen 11.00 Uhr kam tatsächlich der Werkstattwagen – mit Reifen und Felge. Mit Luft. Genial. Aufgezogen und das WOMO stand da, als ob nichts gewesen wäre.

Dann kam die Abrechnung. So mit 400,00 € hatten wir gerechnet. Bezahlt haben wir 260,00 €. Die Werkstatt hat die Situation nicht ausgenutzt, sondern einen wirklich fairen Preis gemacht. Super, kann man nur weiterempfehlen. Das Trinkgeld war dann auch entsprechend hoch.

Schnell alles zusammengepackt und weiter ging unsere Urlaubsreise. Geplant war Grömitz, der neue Stellplatz „Achtern Dieck“.

Lust, Teil 1 und Teil 2 zu lesen?

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