Feuer und Farben: Wandern in Islands jüngster Landschaft - gesundwanderer Magazin

Feuer und Farben: Wandern in Islands jüngster Landschaft

Durch Island zu wandern ist weniger eine Jagd nach Höhenmetern als die Entscheidung für Routen, die Vulkanismus unmittelbar zeigen. Island ist seit jeher, als die Vikinger es entdeckten, ein Ort voller Mystik und Magie. Viel ist geradezu noch unbekannt über die Geschichte der Insel, die Vulkane und absolute Naturgewalten hervorbringt. Wir entdecken Schluchten, Fjorde, Vulkane, Tierfarmen und sogar „wilde“ Esel. In diesem Beitrag findet ihr sieben Touren und Reviere, die ein realistisches Bild liefern: klare Angaben zu Saisonfenstern, Logistik, Zeitbedarf und Schwierigkeit, dazu konkrete Tipps für eure Planung.

Saison, Wetter, Sicherheit

Die Hochland-Saison reicht je nach Schneelage in der Regel von Juni bis September. Viele Pisten (F-Roads) öffnen erst im Frühsommer und schließen früh im Herbst. Plant Alternativen für Tage mit schlechtem Wetter, Nebel und Wind sind selbst im Juli keine Seltenheit.

Für längere Touren gehören Offline-Karten, eine Powerbank, Regen- und Wärmeschicht sowie genügend Trinkwasser in den Rucksack. Flussquerungen und gesperrte Zonen sind möglich, achtet auf aktuelle Hinweise vor Ort.

1) Landmannalaugar: Farben, Dampf, Bad im Naturbecken

Der Klassiker für den Einstieg: eine Rundtour über Brennisteinsalda und Bláhnúkur. Ihr lauft über Rhyolithgrate, trefft auf dampfende Felder und könnt am Ende in naturwarmen Becken entspannen. Wer mehrere Tage gehen möchte, startet hier auf den Laugavegur Richtung Þórsmörk.

Rhyolithberge bei Landmannalaugar
Landmannalaugar. Foto: Ilya Grigorik / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 3.0

Tipp: Früh starten, wenn ihr die Farbkämme ohne Gedränge sehen wollt. Hütten- und Campingplätze sind in der Saison stark nachgefragt, Reservierung einplanen.

2) Kerlingarfjöll / Hveradalir: Wandern im Dampf

Holzstege führen durch Solfataren und lehmige, orangefarbene Hänge. Kurze Rundwege liefern intensive Eindrücke, längere Varianten bringen euch in ruhige Nebentäler. Das Gelände ist exponiert, das Wetter kann binnen Minuten kippen – eine zusätzliche Wärmeschicht zahlt sich aus.

Hveradalir im Kerlingarfjöll-Gebiet
Hveradalir, Kerlingarfjöll. Foto: ezioman / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 2.0

3) Fimmvörðuháls: Ein Tag zwischen zwei Gletschern

Eine anspruchsvolle Tagestour von Skógar nach Þórsmörk: erst folgt ihr der Wasserfallkette am Skógá, dann wechselt das Gelände zu jungem Vulkangestein zwischen Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull. Je nach Variante 22 bis 25 Kilometer mit deutlich Höhenmetern. Logistik für die Rückfahrt rechtzeitig planen.

Hochlagen am Fimmvörðuháls
Fimmvörðuháls. Foto: Chmee2 / Valtameri / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 3.0

Tipp: Bus- oder Shuttleplätze vorher buchen. Auch im Hochsommer sind Nebel und Wind am Pass normal, Hardshell, Mütze und Handschuhe einpacken.

4) Askja-Caldera und Víti: Blaues Wasser im schwarzen Land

Die Caldera liegt im Lavafeld Ódáðahraun. Der Pfad zum Kraterrand ist bei Nässe rutschig, am Grund sind Schlamm und Wasser teils heiß. Baden ist beliebt, aber nicht risikofrei. Achtet auf Hinweise vor Ort und meidet Steilufer bei Schlechtwetter.

Víti-Kratersee an der Askja
Víti an der Askja. Foto: Boaworm / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY 3.0

Hinweis: Die Anfahrt führt über F-Roads, teils mit Furten. Wer nicht selbst fährt, nimmt Hochlandbusse oder geführte Touren.

5) Hverfjall am Mývatn: Ein Kraterrand zum Umrunden

Der symmetrische Aschekegel ist ein kurzer, eindrucksvoller Abstecher. In 20 bis 30 Minuten steht ihr oben und könnt auf dem markierten Weg einen Teil des Kraterrands begehen. Es ist oft windig, eine dünne winddichte Schicht lohnt sich immer.

Im Inneren des Hverfjall
Hverfjall. Foto: Steven Lek (Tukka) / Wikimedia Commons, Lizenz: CC BY-SA 4.0

6) Eldfell auf Heimaey: Auf jüngster Erde

Der Ausbruch von 1973 formte den Eldfell über der Stadt. Heute führt ein gut sichtbarer Pfad über rote Schlacken zum Kamm mit Blick auf Hafen, Stadt und die jungen Lavafelder. Kombiniert den Abstecher mit der Fähre ab Landeyjahöfn und einem Besuch im Eldheimar-Museum.

Blick vom Eldfell über Heimaey
Blick vom Eldfell auf Heimaey. Foto: Szilas / Wikimedia Commons, Public Domain

Anreise, Busse, F-Roads: Was ihr vorher klärt

F-Roads: Nur mit 4×4 befahrbar, teils mit Furten. Öffnungen variieren nach Wetter; offizielle Hinweise vor Abfahrt prüfen. Busse: In der Saison fahren Hochlandlinien nach Landmannalaugar, Þórsmörk und Skógar. Plätze für beliebte Strecken rechtzeitig sichern.

Ausrüstung und kleine Praxistricks

  • Schichtenprinzip: Baselayer, Isolation, Hardshell.
  • Stabile, griffige Schuhe; Stöcke für steile Aschehänge.
  • Offline-Karten + Powerbank; in Nebelzonen sind Markierungen schwer zu sehen.
  • Trinkwasser und Energie: Quellen sind im Hochland nicht garantiert.
  • Ruhetage einplanen: Ein stürmischer Tag im Tal ist oft die bessere Entscheidung.

So kombiniert ihr Farbe, Dampf, Krater und Meerblick zu einer runden Island-Woche ohne das Gefühl, lediglich Listenpunkte abzuhaken. Entscheidend sind ein realistischer Plan, flexible Logistik und Respekt vor einer Landschaft, die ständig in Bewegung ist.

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