Es gibt Routen, die schon beim ersten Gedanken Sehnsucht auslösen. Der Bärentrek im Berner Oberland gehört dazu. Die mehrtägige Hochgebirgstour führt euch durch wilde Landschaften, über legendäre Alpenpässe und vorbei an schneebedeckten Gipfeln, die wie Postkartenmotive in den Himmel ragen. Wer das ursprüngliche Wandern in der Schweiz erleben möchte, findet hier eine Strecke, die Authentizität, Abenteuer und stille Bergromantik in sich vereint.
Die Route im Überblick
Der Bärentrek ist Teil des Fernwanderwegs „Via Alpina“ und verbindet Meiringen mit Kandersteg. In sechs bis sieben Etappen durchquert ihr dabei die imposantesten Abschnitte des Berner Oberlands. Obwohl der Name nach Begegnungen mit Bären klingt, sind diese hier längst verschwunden. Zurückgeblieben ist jedoch ein Pfad, der euch so nah wie kaum ein anderer an die mächtigen Gletscher der Region bringt.
Von den Wasserfällen bei Meiringen geht es über die Grosse Scheidegg nach Grindelwald, weiter über die Kleine Scheidegg mit Blick auf die weltberühmte Eigernordwand. Danach folgt der Aufstieg über den Hohtürli-Pass, den mit 2.778 Metern höchsten Punkt der Route, bevor ihr schließlich ins Lötschental und nach Kandersteg absteigt.
Startpunkt Meiringen: Wasserfälle und wilde Schluchten
Eure Reise beginnt im kleinen Ort Meiringen, bekannt durch die imposanten Reichenbachfälle, die schon Sherlock Holmes zum Verhängnis wurden. Schon beim Start spürt ihr, dass das Wandern in der Schweiz hier eng mit Naturdramatik verbunden ist. Zwischen engen Schluchten und rauschenden Wasserfällen steigt ihr auf zur Grossen Scheidegg, wo sich ein weiter Blick ins Grindelwaldtal öffnet.
Grindelwald: Postkartenidylle am Fuße der Giganten
Die zweite Etappe führt euch mitten in die Bilderbuchwelt des Berner Oberlands. Grindelwald liegt eingebettet zwischen den gewaltigen Gletscherwänden von Eiger, Mönch und Wetterhorn. Wer früh am Morgen aufbricht, erlebt, wie die ersten Sonnenstrahlen die Eisflächen in ein rötliches Leuchten tauchen. Von hier aus wandert ihr weiter über die Kleine Scheidegg; immer begleitet vom Anblick der legendären Eigernordwand, die schon unzählige Bergsteiger in ihren Bann gezogen hat.
Mürren und Lauterbrunnen: Zwischen Felsen und Wasserfällen
Über blumengesäumte Höhenwege gelangt ihr in das autofreie Bergdorf Mürren. Von hier aus reicht der Blick über das gesamte Lauterbrunnental, ein Ort, der mit über siebzig Wasserfällen als einer der schönsten Talschlüsse der Alpen gilt. Die Etappen sind fordernd, aber die Eindrücke, die ihr sammelt, gehören zu den eindrucksvollsten, die man beim Wandern in der Schweiz erleben kann.



Der Aufstieg zum Hohtürli-Pass
Die Königsetappe des Bärentreks wartet mit dem Aufstieg zum Hohtürli. Mit 2.778 Metern ist dies der höchste Punkt der gesamten Route. Der Weg windet sich in endlosen Serpentinen hinauf, und jeder Schritt bringt euch näher an die gewaltigen Eisströme des Blümlisalpgletschers. Oben angekommen, eröffnet sich eine Szenerie, die man nicht so schnell vergisst: schroffe Felsen, gleißendes Eis und ein Panorama, das weit bis zu den Walliser Alpen reicht. Die Nacht verbringt ihr idealerweise in der Blüemlisalphütte, ein Erlebnis, das den Zauber echter Hochgebirgstouren spürbar macht.
Abstieg ins Lötschental und Ankunft in Kandersteg
Hinter dem Hohtürli-Pass führt der Weg hinab ins Lötschental. Hier zeigt sich die Schweiz von ihrer ursprünglichsten Seite. Kleine Dörfer wie Blatten wirken, als sei die Zeit stehen geblieben. Traditionelle Holzhäuser, Alpwiesen und ein unverbautes Tal machen diesen Abschnitt zu einem Geheimtipp innerhalb des ohnehin spektakulären Bärentreks. Schließlich erreicht ihr Kandersteg, wo die Route endet und ihr die Eindrücke dieser alpinen Durchquerung sacken lassen könnt.
Anforderungen und Tipps für Wanderer
Der Bärentrek ist kein Sonntagsspaziergang. Ihr solltet über eine gute Grundkondition, Trittsicherheit und Schwindelfreiheit verfügen. Mehrere Etappen führen über steile Pässe mit langen Auf- und Abstiegen. Empfohlen sind sechs bis sieben Tage, wobei die Übernachtungen in Berghütten oder Gasthäusern entlang der Route erfolgen.
- Beste Reisezeit: Juli bis September, da die hohen Pässe vorher meist noch von Schnee bedeckt sind.
- Ausrüstung: Feste Bergschuhe, Regenkleidung, Sonnenschutz und Wanderstöcke erleichtern die langen Etappen.
- Planung: Etappen frühzeitig buchen, da beliebte Hütten wie die Blüemlisalphütte im Sommer schnell ausgebucht sind.
Warum der Bärentrek ein besonderes Erlebnis ist
Was den Bärentrek von vielen anderen Routen unterscheidet, ist die Dichte an Höhepunkten. Kaum ein anderer Weg verbindet so viele ikonische Orte des Berner Oberlands auf so engem Raum. Von den tosenden Wasserfällen Meiringens über die majestätische Kulisse von Eiger, Mönch und Jungfrau bis hin zu den stillen Tälern des Lötschentals, diese Wanderung zeigt euch die ganze Vielfalt der Alpen.
Das Wandern in der Schweiz wird auf dem Bärentrek zu einem Abenteuer, das Körper und Geist fordert und gleichzeitig belohnt. Jeder Pass, jede Hütte und jeder Ausblick fügt sich zu einem Gesamterlebnis zusammen, das euch lange in Erinnerung bleibt. Wer einmal auf diesem Weg unterwegs war, wird bestätigen: Der Bärentrek ist eine der schönsten Möglichkeiten, die Schweiz zu Fuß kennenzulernen.