Tief im Herzen Zentralvietnams, verborgen im UNESCO-Weltnaturerbe des Phong Nha-Kẻ Bàng Nationalparks, liegt ein Ort, der so gewaltig ist, dass er Eure Vorstellungskraft von Natur sprengt: die Sơn-Đoòng-Höhle. Sie ist nicht nur die größte bekannte Höhle der Welt, sondern auch ein eigenes, abgeschlossenes Ökosystem mit Flüssen, Dschungel und sogar einem eigenen Wettergeschehen. Schon beim Gedanken daran, dass sich in ihrem Inneren Wolken bilden können, spürt man, dass dieser Ort mehr ist als eine geologische Formation, er ist eine Welt für sich. Kommt mit dem Gesundwanderer auf eine Reise ins Innere der Höhle!
Eine Entdeckung wie aus einem Abenteuerroman
Die Geschichte ihrer Entdeckung klingt fast wie ein modernes Abenteuer. 1991 stieß der Einheimische Hồ Khanh zufällig auf den gewaltigen Höhleneingang, als er in der Gegend nach Holz suchte. Damals ahnte er nicht, welche Dimensionen sich hinter der dunklen Öffnung verbargen. Erst 2009 kehrte er mit einem britischen Höhlenforschungsteam zurück, das die Ausmaße vermessen und dokumentieren sollte. Was sie fanden, stellte alles bisher Bekannte in den Schatten.
Zugang nur für wenige Glückliche
Heute ist die Sơn-Đoòng-Höhle für Besucher zugänglich, doch die Touren sind streng limitiert und exklusiv. Nur wenige hundert Menschen pro Jahr dürfen die Höhle betreten, geführt von speziell ausgebildeten Guides. Die Expedition dauert in der Regel mehrere Tage und erfordert eine gute körperliche Fitness, da sie nicht nur das Durchqueren der gewaltigen Kammern, sondern auch Flussquerungen, Dschungelpassagen und steile Auf- und Abstiege beinhaltet. Wer sich auf den Weg macht, startet meist im Dorf Phong Nha, wo die Ausrüstung geprüft und die Gruppe eingewiesen wird. Von dort geht es zunächst per Boot und zu Fuß tief in den Nationalpark hinein, bis der gewaltige Eingang erreicht wird.
Der erste Schritt in eine andere Welt
Schon beim Betreten umfängt einen ein anderer Mikrokosmos. Die Temperaturen sind spürbar kühler als draußen, feuchte Luft strömt aus der Dunkelheit und das Dröhnen eines unterirdischen Flusses hallt von den Wänden wider. Die erste große Kammer ist so hoch, dass ein 40-stöckiges Gebäude darin Platz finden würde. Die Wände sind von jahrtausendealten Tropfsteinformationen geschmückt, manche so groß wie Häuser. An Stellen, an denen die Decke eingestürzt ist, fällt das Sonnenlicht wie ein Spot in die Tiefe, lässt Pflanzen wachsen und eröffnet einen Blick auf einen urzeitlich wirkenden Dschungel mitten in der Höhle.
Unterirdische Flüsse und Hallen voller Licht
Auf dem Weg durch die Höhle folgt man den Pfaden entlang des unterirdischen Flusses. Das Licht ist spärlich, meist kommt es nur von den Stirnlampen der Teilnehmer. Dann wieder öffnen sich gigantische Hallen, in denen das Licht von oben hereinfällt und Nebelschwaden durch die Luft ziehen. Guides erzählen von der Entstehung der Höhle, die vor Millionen von Jahren durch den Lauf eines Flusses in kalkhaltiges Gestein gefräst wurde. Geologische Prozesse und tektonische Bewegungen haben über die Jahrtausende diese gewaltigen Räume geschaffen.
Der Dschungel im Inneren
Einer der eindrucksvollsten Abschnitte ist der sogenannte „Watch Out for Dinosaurs“-Bereich, wo die Vegetation so dicht ist, dass man das Gefühl hat, in eine andere Zeit versetzt zu sein. Hier wachsen Bäume von beeindruckender Größe, und exotische Vögel haben die Lichtöffnungen als Zugang gewählt. Das Geräusch der Natur hallt in dieser Umgebung anders, gedämpft und gleichzeitig nah.
Zurück ins Licht
Am Ende der mehrtägigen Tour verlässt man die Höhle wieder durch einen schmaleren Ausgang. Das grelle Tageslicht und die tropische Wärme draußen wirken fast unwirklich nach den Tagen in dieser abgeschlossenen Welt. Wer einmal dort war, beschreibt das Erlebnis oft als eine Reise in eine andere Dimension, weit entfernt von der alltäglichen Welt.
Ein Naturwunder von globaler Bedeutung
Die Sơn-Đoòng-Höhle ist nicht nur ein Naturwunder, sie ist auch ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie wenig wir noch von unserem Planeten kennen. Dass sie erst vor wenigen Jahrzehnten überhaupt entdeckt und erforscht wurde, zeigt, dass es noch immer Orte gibt, die uns Demut lehren und unser Verständnis von Natur erweitern. Für alle, die Abenteuer, Natur und geologische Giganten lieben, ist sie ein Ziel, das unvergesslich bleibt, nicht nur wegen ihrer Größe, sondern auch wegen der intensiven Reise durch ein eigenes, lebendiges Universum tief unter der Erde.